Mit Innovation auf Erfolgskurs

tangro macht seit einigen Jahren durch SAP-Add-Ons für die Verarbeitung eingehender Dokumenten von sich reden. Merkmal dieser Lösungen ist laut tangro neben der hohen Qualität vor allem die vollständige Einbettung in SAP

Das lässt auf fundiertes SAP- und Entwicklungs-Know-How bei tangro schließen. E3-Chefredakteur Peter M. Färbinger sprach mit Firmengründer und Geschäftsführer Andreas Schumann über dessen Wurzeln bei SAP, über das Besondere der tangro-Produkte und über zukünftige Entwicklungen.

E3: Wann haben Sie das erste Mal von SAP gehört?

Andreas Schumann: Ich habe SAP Anfang der achtziger Jahre im Zuge meiner Vertriebstätigkeit bei Siemens kennengelernt. Siemens hat zu der Zeit auch Software von SAP vertrieben. Mein erster Eindruck war dabei äußerst positiv: SAP war damals ein kleines, sympathisches Unternehmen mit rund 100 Mitarbeitern, bei dem auch der Hausmeister ganz selbstverständlich dazugehörte. Es war klar, dass SAP tolle Software macht und eine große Zukunft vor sich hat.

E3: Wie entwickelte sich Ihre Beziehung zu SAP?

Andreas Schumann: Betriebswirtschaftliche Software hat mich interessiert. Daher war es für mich ein logischer Schritt, direkt zum Hersteller zu gehen. Bei meinem Vorstellungsgespräch mit Herrn Hopp ging es dann übrigens in erster Linie um Tennis, und erst am Schluss kamen wir auf meine Anstellung zu sprechen, die dann schnell unter Dach und Fach gebracht war. Als ich anschließend durch die Räume der SAP geführt wurde, war ich beeindruckt, mit welcher Konzentration dort gearbeitet wurde. Man merkte einfach: Hier passiert etwas Großes.

E3: Sie haben also die Pionierphase in Walldorf miterlebt…

Andreas Schumann: Ich habe 1984 bei SAP angefangen und in dieser Pionierzeit in Walldorf hatte man das Gefühl, es geht nur aufwärts. Wobei zusammen mit mir noch 30 weitere Mitarbeiter neu anfingen, und ich weiß noch genau, dass man in der Belegschaft echte Bedenken hatte, ob die SAP eine solch große Anzahl an neuen Mitarbeitern verkraften könne…(schmunzelt)

E3: Was ist gleich geblieben, was hat sich verändert?

Andreas Schumann: Das ist für mich natürlich schwer zu beurteilen, weil ich ja nicht bei SAP geblieben bin. Was ich aber von ehemaligen Kollegen mitbekomme, ist, dass leider viel von dem verloren gegangen ist, was die SAP ausgemacht hat. Vor allem ist das Vertrauen in die Mitarbeiter, das sicherlich ein Schlüssel zum Erfolg war, einer wesentlich stärkeren Reglementierung gewichen. Allerdings ist diese Entwicklung natürlich auch der Größe des Unternehmens und den geänderten Marktanforderungen geschuldet. Und man darf nicht aus dem Augen verlieren, dass die SAP nach wie vor eine extrem erfolgreiche Firma ist. Wenn man Weltmarktführer bei betriebswirtschaftlicher Software ist, kann man nicht so furchtbar viel falsch gemacht haben.

E3: Wie würden Sie Ihre aktuelle Position der SAP gegenüber beschreiben?

Andreas Schumann: Ich besitze immer noch eine tiefe Dankbarkeit den Gründern und insbesondere Herrn Hopp gegenüber, die mir die Chance gegeben haben, zum richtigen Zeitpunkt dabei zu sein. Ansonsten ist meine Haltung SAP gegenüber eher neutral. Wir sind Anbieter von SAP-Add-Ons für die Dokumenteneingangsverarbeitung – das verbindet uns mit SAP.

E3: SAP selbst und die Medien sprechen viel von der SAP-Community. Gibt es diese Wertegemeinschaft wirklich?

Andreas Schumann: Ich habe immer meine Schwierigkeiten mit solchen Wertegemeinschaften. Ich finde es ehrlicher, von einer Interessensgemeinschaft zu reden. Ich glaube, dass die SAP und die SAP-Community einfach unterschiedliche Interessensgruppen sind. Selbstverständlich hat eine SAP als Hersteller ganz andere Interessen, als eine Community, die ja die Kunden vertritt. Im Interesse des Softwareherstellers liegt es immer, möglichst kostengünstig zu produzieren. Dadurch entsteht eine solche Standardsoftware, wie SAP sie unter anderem anbietet, die weltweit verschiedene Branchen und Anforderungen abbildet. Das ist aber im klaren Widerspruch zu dem, was der Kunde will. Der Kunden braucht keine komplexe Software, sondern eine maßgeschneiderte Lösung für seine speziellen Anforderungen. Gerade auf der letzten DSAG hat man ganz klar gesehen, wie sehr diese Welten auseinander gehen: Die SAP verfolgt das Ziel, die Komplexität der Systemlandschaft zu reduzieren, während der Anwender vor allem eine Reduktion der Anwendungskomplexität benötigt. Und genau da gehen wir als tangro hin.

E3: Sie haben sich innerhalb der SAP-Community mit einem eigenen Unternehmen selbstständig gemacht. Was war der Grund und die Motivation dafür?

Andreas Schumann: Mein Ziel war es, meine Vorstellung einer Softwarearchitektur zu verwirklichen, die so effektiv ist, dass sie von Vorneherein eine maßgeschneiderte Anwendungsentwicklung ermöglicht. Dabei spielen Transparenz, Wiederverwendung, Flexibilität und Anpassbarkeit eine entscheidende Rolle. Eine solch ingenieurmäßige Art der Entwicklung haben schon viele Firmen umzusetzen versucht, unter anderem auch SAP – mit wenig Erfolg. Ich war dagegen sicher, dass eine Entwicklung nach dem „Lego-Prinzip“ funktioniert.

Meine Hauptantriebsfeder war dabei, dass ich es vollkommen ineffektiv fand, immer wieder das Gleiche zu programmieren und deshalb darüber nachgedacht habe, wie man hier einfacher und effizienter zum Ziel kommen kann. Hinzu kam, dass ich bei SAP mit dem Thema EDI befasst war, bei dem das Datenmodell von einer hohen Wiederverwendung der einzelnen Nachricht-Segmente lebt. Daraus ist dann die erste Idee zu einer eigenen Entwicklungsarchitektur entstanden, bei der Software regelrecht „montiert“ wird. Um diese Idee umzusetzen, habe ich konsequenterweise die SAP verlassen und die tangro gegründet.

E3: Ist es gekommen, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Andreas Schumann: Ja, meine Idee ist zu hundert Prozent umgesetzt worden. Wir bei tangro entwickeln Software auf eine Art und Weise, die absolut einzigartig ist – und übrigens auch patentiert. Dabei werden einzelne Geschäftsabläufe am Bildschirm grafisch modelliert, und gleichzeitig entsteht im Hintergrund das fertige Programm. Die Basis dafür bilden granulare, also kleinteilige, Softwarebausteine, die garantiert zusammenpassen, weil sie nicht miteinander kommunizieren. Selbstverständlich sind tangro-Softwarebausteine in hohem Maße wiederverwendbar. Bei der Entwicklung neuer Anwendungen schreiben wir so gut wie keinen neuen Code, sondern nutzen zu nahezu 100 Prozent wiederverwendbare Bausteine – was natürlich die Qualität unserer Programme extrem erhöht. Darüber hinaus sind auch Dinge entstanden, die über meine ursprüngliche Idee hinausgehen. Etwa, dass sich Prozesse heute automatisch anhand des Inhalts eines User-Interfaces zeichnen.

Welche Vorteile bietet Ihre Architektur den tangro-Kunden?

Dank unserer innovativen Entwicklungsarchitektur können wir Entwicklungszyklen drastisch reduzieren und Implementierungen in kürzester Zeit realisieren. Dementsprechend haben wir mit der tangro Inbound Suite eine Komplettlösung für die Dokumenteneingangsverarbeitung in SAP auf den Markt gebracht, die eine besonders umfassende Produktvielfalt bietet, die qualitativ hochwertig ist und schnell produktiv eingesetzt werden kann. Dabei sind unsere Add-Ons voll in SAP eingebunden – „SAP-embedded“, wie wir das nennen. Die Kommunikation zwischen unseren Lösungen und den Daten in SAP funktioniert dadurch vollkommen ohne Schnittstellen.

E3: SAP selbst ist die beinahe perfekte Mischung aus Betriebswirtschaft, Organisationslehre und Technik. Wie ist Ihr Unternehmen aufgestellt?

Andreas Schumann: Besser (lacht)

E3: Was ist die Idealvorstellung für Ihr Unternehmen? Welche Ziele gibt es?

Andreas Schumann: Aus wirtschaftlicher Sicht wollen wir in unserem Bereich der Dokumenteneingangsverarbeitung Marktführer werden. Wir wollen hier die beste Software und die besten Anwendungen liefern, und sind auf einem guten Weg.

Aus softwaretechnischer Seite ist meine Idealvorstellung, möglichst ohne Berührung zu SAP Software zu entwickeln, weil wir dann die volle Stärke unserer Softwarearchitektur ausspielen können. Deshalb entwickeln wir auf der Grundlage unserer Entwicklungsplattform eine eigene ERP-Anwendung für IT-Dienstleister. Bislang nutzen wir diese Lösung zwar noch ausschließlich intern, werden sie aber demnächst als Saas-Lösung in der Cloud auf den Markt bringen. Die Anwendung wird sich dabei an den Dienstleistungssektor richten und für kleine bis mittlere Unternehmen konzipiert sein. Vor allem aber werden wir – dank unserer besonders effektiven Entwicklungsweise - für jede Branche eine maßgeschneiderte Version zur Verfügung stellen können, die ganz ohne zeitaufwändiges Customizing genau das bietet, was der Kunden braucht.

E3: 2015 will SAP einen Umsatz deutlich über 20 Milliarden mit 35 Prozent Deckungsbeitrag. Ist dies wirklich realistisch? Können Sie von dieser Entwicklung profitieren?

Andreas Schumann: Zu den Zahlen kann ich nichts sagen. Fest steht aber meiner Meinung nach, dass die SAP erfolgreich bleiben und es schaffen wird, sich immer wieder zu erneuern. Und das kann für uns als Add-On-Entwickler letztendlich nur gut sein: Jeder neue SAP-Anwender ist für uns ein potentieller Kunde.

E3: Was sind Ihre kommerziellen Ziele?

Andreas Schumann: Natürlichen gibt es bei der tangro kommerzielle Ziele, aber Hauptaugenmerk legen wir auf Qualität und auf Software, die der Markt wirklich braucht. Dann regeln sich die kommerziellen Ziele von allein. Aber um in konkreten Zahlen zu antworten: Im letzten Geschäftsjahr haben wir unseren Umsatz um 20 Prozent erhöht, in diesem Jahr rechnen wir mit einer Steigerung von 30 Prozent.

E3: Es gibt eine SAP-Roadmap, die deutlich den Anspruch auf mehr als ERP unterstreicht. SAP baut an einem durchgängigen System von der Datenbank über die Middleware bis hin zur Applikation. Bleibt da noch Platz für Partner?

Andreas Schumann: Für Partner bleibt immer Platz, wenn sie Nischen finden und Dinge realisieren, die SAP nicht auf der Agenda hat. Das heißt aber auch, dass man als Partner beweglich sein muss, falls SAP die eigene Nische besetzt. Und genau das sind wir, indem wir unser Produktportfolio um eine eigene ERP-Lösung erweitern. Diese Lösung wird natürlich auch unser Flaggschiff, die tangro Inbound Suite, einbinden.

tangro-Firmengründer und Geschäftsführer Andreas Schumann über seine Wurzeln bei SAP
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