Der Kreis hat sich geschlossen

„Lösungen von der Vision zur Umsetzung“ haben sich die Macher des DSAG-Jahreskongresses 2010 auf die Themen-Fahne geschrieben. Auf der Veranstaltung für SAP-Anwender soll gezeigt werden, wie sich Systemlandschaften künftig verändern, wo Innovationen einen Mehrwert bringen und wie neue Systemarchitekturen die Produkt- und Prozessqualität verbessern.

Spannende Fragen – auch vor dem Hintergrund der verzögerten Markteinführung von SAP Business byDesign. Schließlich wurde diese Lösung nach dem Prinzip der Serviceorientierten Systemarchitektur (SOA) entwickelt – einer der Heilslehren, die einen Ausweg aus der aktuellen Softwarekrise eröffnen soll.

Seitdem es Software gibt, haben Anwender mit Software-Produkten zu kämpfen, die in punkto Prozess-Unterstützung, Benutzerfreundlichkeit und Pflege zu wünschen übrig lassen. In den Zeiten vor SAP gab es nur Individualsoftware, die speziell für die konkreten Bedürfnisse einzelner Unternehmen entwickelt wurde. Die Herstellung war entsprechend zeit- und kostenintensiv, die Nutzer mussten lange auf eine funktionsfähige Lösung warten. Dann kam SAP mit Standardsoftware auf den Markt, um einerseits die Herstellungskosten zu reduzieren und andrerseits die Software-Qualität zu verbessern.

Jahrzehntelang haben Anwender die Standardisierung als Lösungsweg akzeptiert und klaglos ihre Strukturen und Prozesse an die Forderungen der IT-Hersteller angepasst. Gleichzeitig mussten sie die Standardsoftware allerdings mit viel Aufwand modifizieren, um am Ende wieder einen gewissen Grad an Individualität zu erreichen. Der Einführungsaufwand hat auf diese Weise gewaltige Dimensionen angenommen. So zwingend wie ehemals die Entwicklung von Standardsoftware war, so zwingend ist daher jetzt ein Paradigmenwechsel. Heutzutage fordern Kunden mehr denn je wieder individuelle Software-Lösungen, die sich schnell und kostengünstig implementieren lassen und leicht an neue Anforderungen anpassbar sind. Jetzt ist es die IT – und so sollte es ja auch sein –, die sich an den vorhandenen Prozessen im Unternehmen orientieren muss.

Bislang fehlt allerdings der Beweis, dass die verschiedenen Methoden wie SOA, MDA (Model Driven Architecture) oder ESOA (Enterprise Service Oriented Architecture) tatsächlich zu einer wesentlichen Verbesserung der Produkt- und Prozessqualitäten führen können. Alle bisherigen Ansätze konnten weder mit kürzeren Entwicklungszeiten (time to market), noch mit einer höheren Anpassungsfähigkeit (Agility) oder transparenteren Prozesse aufwarten. Software-Projekte, die innerhalb des vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmens bleiben, stellen immer noch die rühmliche Ausnahme dar.

Dass Software-Architekturen maßgeblich den Erfolg von Entwicklungsvorhaben und IT-Projekten bestimmen, steht außer Frage. Wie aber muss eine Systemarchitektur aussehen, damit sie Anwendern und Entwicklern gleichermaßen Vorteile bringt? Schnell und flexibel muss sie vor allem sein: Je schneller eine Software entwickelt werden kann, desto weniger Aufwand bedeutet es für den Hersteller, eine maßgeschneiderte Lösung anzubieten. Und je flexibler eine Softwarearchitektur gestaltet ist, desto leichter lassen sich Prozesse individualisieren, können nachträglich neue Funktionalitäten eingebaut und spezielle Kundenbedürfnisse befriedigt werden.

Wiederverwendbarkeit ist hierfür die unabdingbare Voraussetzung. Bereits geschriebener, durchdachter Code stellt einen unschätzbaren Wert dar, der weiter genutzt werden sollte, um die Effektivität der Softwareentwicklung wesentlich zu verbessern. Dank wiederverwendbarer Softwarebausteine kann eine neue Anwendung schneller erstellt und eine vorhandene Lösung mit geringerem Aufwand an die speziellen Bedürfnisse des Kunden angepasst werden. Sieht eine Architektur es bereits vor, dass Bausteine wiederverwendet werden können, dann ist der Nutzen enorm: So kann die Entwicklung so beschleunigt werden, dass mehr Zeit für die Abbildung der Prozesse bleibt. Darüber hinaus sorgen wiederverwertbaren Komponenten dafür, dass sich die Qualität der Software erhöht, weil die einzelnen Bauteile schon ausgiebig getestet wurden. Erfolgt die Entwicklung dabei nach dem Prinzip der grafischen Modellierung, kann sie besonders direkt und intuitiv erfolgen.

An Versuchen, Softwarebausteine nach dem Lego-Prinzip wieder zu verwenden, mangelt es nicht. Allerdings haben die bisherigen Ansätze zu keinem brauchbaren Ergebnis geführt. Wiederverwendbarkeit steht und fällt mit dem Grad der Integration der einzelnen Prozesse. Nur wenn die Bausteine einfach miteinander agieren, wird die Effizienz tatsächlich wesentlich erhöht. Der Systemarchitektur von tangro gelingt genau dies: Die Entwicklungsplattform arbeitet mit einer visuellen Programmieroberfläche, bei der granulare, wiederverwendbare Softwarebausteine aufgrund des Prozesses grafisch montiert werden. Dabei gibt es keine Medienbrüche zwischen Modellierung, Entwicklungsumgebung und Workflow, weil mit dem tangro Business Process Builder durch eine grafische Modellierung gleich die Anwendungssoftware entsteht. Ohne Schnittstellenprogrammierung genügt allein die grafische Anordnung der Symbole und deren Verknüpfung, um den Ablauf eines Prozesses zu definieren. So stimmt das Prozessmodell 1:1 mit der Anwendung überein, was wiederum eine schnelle Reaktion auf Veränderungen oder neue Anforderungen möglich macht.

Durch die Wiederverwendbarkeit der Softwarebausteine bei tangro wird die Qualität der Software immens erhöht. Wobei die Wiederverwendung mit der Granularität der Softwarebausteine steigt. Die Wiederverwendbarkeit von Masken ist demnach beispielsweise naturgemäß gering, die von Maskenelementen jedoch hoch. tangro erreicht bei Anwendungen, die an andere Lösungen gekoppelt werden müssen, eine Wiederverwendbarkeit von 60 bis 70 Prozent. Bei eigenständigen Produkten, wie der momentan entstehenden SaaS-Lösung für IT-Dienstleister, wird sogar eine nahezu vollständige Wiederverwendbarkeit von fast 100 Prozent erreicht.

Dabei orientiert sich die tangro-Methode ausschließlich an den Bildern und der Sprache der Unternehmen, nicht an denen der IT. Statt in UML, Methoden und Klassen werden Anforderungen so weit wie möglich in der Terminologie der Betriebswirtschaft formuliert. Prozesskenntnisse und ein gewisses technisches Verständnis sind dabei natürlich weiterhin gefragt, denn die Prozesse, zu denen einzelne Bausteine zusammengesetzt werden, müssen in sich logisch sein, um am Ende eine funktionierende Anwendung zu ergeben. Unterstützung bieten hier spezielle Prozess-Templates, die mehrere Prozessschritte bündeln, etwa für gängige und immer wiederkehrende Anwendungen wie z.B. das Lesen und Speichern von Adressdaten. Darüber hinaus stellt die tangro-Systemarchitektur eigene Prüf-Routinen zur Verfügung, mit deren Hilfe sich bestimmte Prozesse methodisch testen lassen.

Ein weiteres Merkmal der tangro-Systemarchitektur ist die Kapselung von Prozessen. Damit wird gewährleistet, dass Erweiterungen so wenig wie möglich in vorhandene Prozesse eingreifen. Das stabilisiert die Software und garantiert, dass Nutzer genau die Funktionalität erhalten, die sie brauchen – nicht mehr und nicht weniger. Neuerungen werden nach Bedarf freigeschaltet und ein Release-Wechsel erfolgt nur dann, wenn er wirklich gewollt ist. Auf diese Weise bleibt der Customizing-Aufwand extrem gering. Branchenspezifische Produkte sind zudem als komplett selbständige Anwendungen erhältlich – etwa ein Paket speziell für IT-Dienstleister und eines, das eigens auf Hardware-Anbieter zugeschnitten ist.

Letztendlich schließt tangro damit den Kreis: Die Vergangenheit hat klar gezeigt, dass Individualsoftware nicht beherrschbar ist und Standardsoftware einen gewaltigen Einführungsaufwand erfordert. Der tangro-Architektur gelingt es, die Vorteile beider Methoden zu vereinen: Effizienz gepaart mit Einzigartigkeit.
Andreas Schumann, Heidelberg

Alle tangro-Lösungen im Überblick

Andreas Schumann ist Gründer und Geschäftsführer der tangro s.c. gmbh
tangro-Architektur vereint Effizienz mit Einzigartigkeit
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